Selbstprovokationen
1. Du simulierst doch nur/Du willst dich nur vor dem
Studium/der Arbeit drücken!
Ich wünschte, ich würde nur
simulieren. Dann wäre mein Problem sehr schnell gelöst. Leider täusche ich
nichts vor. Alle meine Beschwerden sind echt – sonst wäre ich schon längst an
einem anderen Punkt in meinem Leben.
Ich will mich auch nicht vor
irgendwas drücken, weder vor Studium noch Arbeit. Zugegeben, manche Dinge meines
Studiums bereiten mir wenig Freude und lösen auch unangenehme Gefühle in mir
aus. Aber das ist im Vergleich zu meinen gesundheitlichen Herausforderungen ein
Klacks. Der Wille, mein Studium abzuschließen ist da, doch die gesundheitliche
Stabilität fehlt mir. Die Infektanfälligkeit baumelt wie ein Damoklesschwert
über mir. Ich WILL arbeiten und ein aktives Leben führen. An meiner Motivation
scheitert es nicht.
2. Du müsstest nur stärker an dich glauben, dann wirst du
wieder gesund.
Der
Einfluss einer optimistischen Haltung auf die eigene Genesung ist unbestritten.
Allerdings bezweifle ich, dass ich mich nur mittels positiver Gedanken heilen
kann – oder ich habe noch nicht die richtige Technik gefunden.
3. Es liegt an deiner veganen Ernährung!
Was spricht für diese Behauptung?
1. Ich hatte vor einigen Jahren einen B12-Mangel, der
sich negativ auf mich ausgewirkt hat. Allerdings habe ich seitdem konsequent
supplementiert und meine B12-Werte sind seitdem im normalen Bereich.
2. Meine großen Probleme fallen tatsächlich in meine
vegane Zeit. Allerdings spielen auch andere Faktoren eine große Rolle: Umzug in
eine andere Stadt, Überforderung im Studium, Wegfall bekannter Strukturen, Pessimismus/Misanthropie/Enttäuschung
hinsichtlich gesellschaftlicher Entwicklungen, Traumatisierung durch Erkennen
der Tierausbeutung, Zufall,…
Was spricht dagegen?
1. Mein allgemeines Wohlbefinden sowie geistige Klarheit
haben sich durch die vegane Ernährung eindeutig verbessert. Zudem gab es auch
Phasen nach 2012, in denen ich sehr sportlich war und z.B. im Laufen sehr gut
war. Diese positiven Veränderungen stehen im Widerspruch zu meinen
gesundheitlichen Problemen.
2. In den letzten Jahren haben so viele Ärzte meine
Blutbilder gesehen und für durchwegs gut befunden, dass ich es für
unwahrscheinlich halte, dass mir ein bestimmter Nährstoff fehlt.
3. Mir ist nicht bekannt, dass es unter CFS-Patienten
eine Häufung von Veganern gibt. Selbst wenn, müsste man sich das noch genauer
anschauen, weil es sich um eine bloße Korrelation handeln könnte.
4. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass mir das Essen
von tierischen Produkten in irgendeiner Art weiterhelfen könnten. Mir ist kein
Nährstoff bekannt, der ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt, zugleich
kenne ich aber sehr wohl deren ungesunde Bestandteile. Ich glaube sogar eher,
dass meine weitestgehend vollwertige vegane Ernährung einer Verschlimmerung
meines Zustandes entgegenwirkt.
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