Geistige Armut und deren Folgen (Teil 1)

Die meisten Menschen haben einen tollen Apparat, um über ein ethisches Leben nachzudenken. Sie können sich fragen: Was bedeutet es, ethisch zu leben? Was ist ein gutes Leben? Wie soll ich mich in dieser Situation verhalten? Leider werden so wichtige Fragen (wenn sie denn überhaupt gestellt werden) im alltäglichen Leben kaum angemessen diskutiert. Ist das nicht eh klar, wie wir uns verhalten sollten? 
 
Die Philosophin Hannah Arendt kritisierte die Annahme von Menschen, dass sich das Moralische von selbst verstünde. Solche Menschen könnten problemlos ein neues Wertesystem annehmen, ohne es zu hinterfragen. Das Moralische bzw. jenes Verhalten, dass als gut gilt, versteht sich eben nicht von selbst, sondern sollte ständig überprüft werden. 
 
Nun ist es aber so, dass wir in einer großen geistigen Armut leben. Wer hat schon Zeit in einem kapitalistischen System, sich so tiefe Gedanken zu machen? Wer hat noch die Lust nach einem langen Arbeitstag, über Gerechtigkeit zu philosophieren? Hier rede ich tatsächlich vom Philosophieren und nicht vom Grölen vom Stammtischparolen. Die größte geistige Armut im Bereich der Ethik sehe ich darin, dass nur wenige Menschen die folgende Frage mit soliden Argumenten beantworten können: Wie kommen Menschen zu der Annahme, dass ihr Leben wertvoller sei als das eines anderen Säugetieres wie z.B. das Leben eines Schweines?

Es gibt Naturgesetze wie etwa die Schwerkraft. Dann wiederum gibt es gesellschaftliche Normen, die so tief in den Menschen verankert sind, dass sie als unerschütterliche Naturgesetze gelten. Wer sie hinterfragt, läuft Gefahr, sich lächerlich machen. Eines dieser scheinbaren Naturgesetze ist das folgende: Ein Mensch hat einen höheren Wert an sich als ein Schwein. Wer dieses scheinbare Naturgesetz akzeptiert und anwendet, wird bei den allermeisten Menschen gut ankommen. So entsteht eine brutale Gelassenheit im Umgang mit anderen Tieren und sei der Umgang auch noch so blutig. 
 
Wir sollten diese geistige Armut ablegen und uns fragen, was es überhaupt bedeutet, fair zu leben. Um diese Frage zu beantworten, haben wir (wie eingangs schon erwähnt) einen famosen Apparat namens Gehirn.

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