Sterben, aber wie?

Jetzt ist es soweit. Ich will meine jämmerliche Existenz beenden. Ich will mich umbringen. Nur wie? Ich sitze verzweifelt in meinem Zimmer und versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann tue ich das einzig vernünftige: Ich google. Ich suche nach „Angenehme Suizidmethoden“ oder sowas in der Art. Die klassischen Methoden (Erhängen, irgendwo runter springen, mich erschießen, …) sagen mir nicht zu. Bei allen gibt es eine größeres Manko. Beim Erhängen kann es z.B. passieren, dass man noch lebt, weil das Genick nicht gebrochen ist. Die Folge wäre qualvolles Ersticken. Vor den Zug schmeißen: Zu unangenehm für alle Zuginsassen (vor allem den Zugführer) und auch für jene, die meine Überreste vom Boden aufklauben müssen. Pulsadern aufschneiden: Zu blutig – und ich traue es mir nicht zu, mir selber ins Fleisch zu schneiden. Verdammter Selbstschutz. Erschießen: Ich habe keine Schusswaffe – und selbst wenn ich eine hätte, wäre es kein schöner Anblick für die Hinterbliebenen.

Ich erinnere mich daran, dass Sterbehilfe in der Schweiz legal ist. Problem: Das Angebot gilt nur für Schweizer Staatsbürger und das bin ich leider nicht. Zudem müsste ich dafür in die Schweiz reisen und das ist mir um Welten zu aufwändig. Ich habe so wenig Energie, dass mir schon Dinge wie Zähneputzen mühsam erscheinen und da soll ich noch in die Schweiz fahren? Lächerlich.

Keine der Tötungsmethoden stellt mich zufrieden. Sie sind entweder zu unangenehm für mich und meine Mitmenschen oder schlichtweg so aufwändig, dass ich sofort das Handtuch werfe. Beim Suchen nach der richtigen Tötungsmethode beginne ich zu lachen. Die Situation kommt mir grotesk-komisch vor: Nicht mal meinen Suizid bringe ich auf die Reihe. Sogar daran scheitere ich.

Na dann leb ich halt weiter, denke ich trotzig.

Ich stelle mir vor, wie die Akte Suizid mit einem bürokratisch klingenden Namen abgeschlossen wird: Suizid vertagt wegen unzureichender Umsetzungsmöglichkeiten.





Hätte ich an diesem Tag eine naheliegende Möglichkeit – z.B. eine Todes-Pille – gehabt, mein Leben zu beenden, wäre ich jetzt vermutlich nicht mehr am leben. Im Nachhinein betrachtet ist es schön, dass ich diese Möglichkeit nicht hatte.

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