Die entsetzliche Harmlosigkeit des Entsetzlichen


Wenn ich in Innsbruck unterwegs bin, kommt mir die Friedlichkeit grotesk vor. Menschen gehen arbeiten, einkaufen, spazieren und studieren. Das alles passiert in den meisten Fällen relativ gewaltfrei. Ich kann einfach so durch die Stadt spazieren und kann davon ausgehen, dass mich kein anderer Mensch absichtlich verletzen oder umbringen wird. 

Wie krass ist dann der Unterschied zu dieser selbstverständlichen Friedlichkeit unter Menschen, wenn ich an das selbstverständliche Töten in den Schlachthöfen denke. Diese beiden Phänomene passen nicht zusammen. Sie widersprechen sich in so eklatanter Weise, dass es für mich nur schwer auszuhalten ist: Friedlichkeit auf der einen und brutale Ausbeutung auf der anderen Seite. 

Ich glaube, diese Situation wäre einfacher für mich zu ertragen, wenn Menschen untereinander ebenso gleichgültig und brutal agieren würden, wie es mit den Tieren im Schlachthof passiert. Dann wäre das Gesamtbild der Gesellschaft einheitlich und nicht so furchtbar zerrissen. Die entsetzliche Harmlosigkeit des Entsetzlichen – diese Bezeichnung stammt von Günther Anders – wäre einer einheitlichen Brutalität gegenüber Menschen und anderen Tieren gewichen. Das Entsetzliche am System der Tierausbeutung ist ja gerade, dass es von Menschen unterstützt und getragen wird, die im Normalfall friedliche Wesen sind.

Kommentare